Côte de Granit Rose

Sonntag, 9.Oktober

Es geht weiter an der Nordküste der Bretagne, wir wollen zur Côte de Granit Rose. Dieser Küstenabschnitt ist wegen der bizarren rosafarbenen Felsformationen sehr sehenswert. Der Granit bildete sich vor etwa 300 Millionen Jahren und wurde im Laufe der Zeit durch Erosion frei gelegt. Ebbe und Flut halfen bei der Gestaltung der Felsformationen, immerhin beträgt hier der Tidenhub noch bis zu 12m.

Aber vorher müssen wir ein paar Probleme lösen. Beim Start leuchtet die Ölwarnlampe. Erich will Öl nachfüllen, bekommt aber den Deckel des Öleinfüllstutzens nicht auf. Und zum Bäcker sollten wir auch noch vor 12 Uhr. Wir fahren erst mal los, und siehe da, die Kontrolllampe erlischt. Der anvisierte Bäcker hat leider Urlaub, Pech. Aber unterwegs finden wir noch einen, bei dem wir das letzte Brot ergattern. Die anvisierten Zwischenziele lassen wir ausfallen, ich bin etwas genervt. Stattdessen fahren wir auf der Schnellstrasse an St.-Brieuc vorbei, auch Ecqui, das Zentrum für den Jakobsmuschelfang, lassen wir aus. Dafür steuern wir einen Strandplatz an. Der erste ist ein Flopp, aber der zweite ein Voltreffer, Palus Plage. Ein Parkplatz für Womos, kostenlos und über Nacht erlaubt. Es ist inzwischen 15 Uhr, wir essen etwas und machen anschließend einen kleinen Gang. Heute am Sonntag sind viele Leute unterwegs. Der Strand ist phantastisch, es ist gerade Ebbe und so sieht man wie weit der Sandstrand reicht. Später gegen Abend bei Flut ist der ganze Strand unter Wasser. So ist es doch noch ein ganz schöner Tag geworden.

Und am Abend bestaunen wir den Vollmond.

10 OKTOBER 2022, 17:51

Am nächsten Morgen hat sich das schöne Wetter verabschiedet und es nieselt. Aber das Meer ist spiegelglatt! Obwohl es nicht sehr warm ist, reizt es mich ungemein ins Wasser zu gehen und so nehme ich heute mein erstes Bad in der Bretagne. Wassertemperatur geschätzt 17-18 Grad, ich muss mich überwinden. Aber ich schaffe immerhin gut 100 Schwimmzüge, eine tolle Erfahrung!

Bei der Weiterfahrt kommen wir an der Ruine der Abbaye de Beauport vorbei, die man leider erst ab 14 Uhr besichtigen kann, Nachsaison halt. Die Ursprünge der Abtei stammen aus dem 13.Jhdt., seit Ende des 18.Jhdts. verfällt sie. Der Anblick von außen inmitten grüner Landschaft ist aber sehr malerisch.

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Wir peilen den Stellplatz in Paimpol an, ein Städtchen mit einem ehemaligen Hochseefischereihafen, heute ein beliebter Urlaubsort. Eine hübsche Altstadt und eine im Sommer sicher quirlige Hafenmeile mit vielen Restaurants und Cafés.

Der SP ist nicht gerade der tollste, er liegt direkt an der Bahnlinie. Wir bleiben trotzdem, für 6.80 € incl. EL kann man nicht meckern. Und am Abend kommt sogar noch die Sonne heraus.

Dafür werden wir am nächsten Tag früh geweckt. Auf dem Gleis neben uns wird der Zug gestartet und offenbar erst einmal aufgeheizt. Das dauert mehr als 30 Minuten!

Blick aus der „Haustür“ auf die Gleise

Das Wetter ist super, CP oder weiter zur Felsküste Granit Rose? Wir entscheiden uns für die Vernunft, denn wir müssen endlich mal Wäsche waschen. Also fahren wir zum 6km entfernten CP L’Arcouest auf einer Landspitze. Eine gute Entscheidung. Vom Platz aus haben wir eine wunderschöne Aussicht direkt aufs Meer mit vielen Inseln und Inselchen. Auch das Waschen klappt einigermaßen gut.

Und plötzlich fällt mir auf, dass mein Fotoapparat nicht mehr da ist. Grübel…ich habe ihn gestern im Café am Stuhl hängen lassen. Sehr besorgt fahre ich sofort mit dem Fahrrad zurück nach Paimpol…und ich habe Glück., der Fotoapparat wurde abgegeben und ich konnte ihn vom supernetten Kellner in Empfang nehmen. Große Erleichterung! So bin ich heute noch zu einer Radtour gekommen.

Mit ausdrücklicher Genehmigung…

Am Abend fahren wir noch mit den Rädern zum Fähranleger hinunter. Von hier kann man zur gegenüber liegenden autofreien Insel Ile-de-Bréhat fahren, und gerade kommt eine Fähre an. Es ist Flut und wir staunen wie schnell das Wasser ansteigt.

Blick zur Ile-de-Bréhat

Mittwoch, 12.Oktober

Côte de Granit Rose, zum nördlichsten Punkt

Heute werde ich einen Höhepunkt erleben, auf den ich mich schon lange gefreut habe. Gerne hätte ich eine längere Wanderung auf dem GR 34 gemacht, aber auch dieser kurze Spaziergang (mein Knie!) war überwältigend.
An Tréguier vorbei -es war gerade Markt- fahren wir auf eine Halbinsel bis zur nördlichsten Spitze, zu Fuß dann weiter zum Aussichtspunkt Le Gouffre, der Schlund, vorbei an dem berühmten Haus zwischen den Felsen (welches nicht fotografiert werden darf, da privat) In dem Felsenschlund brodelt und gurgelt das Wasser, heute allerdings nicht, das Meer ist ruhig wie selten.

Faszinierend ist aber das Felsenmeer aus riesigen Granitblöcken, die wohl bei bestimmten Lichtverhältnissen rosafarben sind und der Küste ihren Namen gegeben haben.

Diese Felslandschaft setzt sich im Wasser fort, unendlich viele Inseln und Inselchen bis zum Horizont. Wir laufen weiter bis zum Pointe du Chateau, dem nördlichsten Punkt der Bretagne. Auch hier wieder der Blick auf einen Inselteppich auf blauem Untergrund, wahnsinnig.


Zurück am Womo vespern wir eine Kleinigkeit und fahren dann weiter, immer auf sehr schmalen Straßen nahe an der Küste. In der Bucht von Trestel fahren wir auf einen CCP- Stellplatz und am Abend gibt es noch eine Pizza.

13 OKTOBER

Perros-Guirec

Morgens ganz feiner Nieselregen, wie er an der Küste häufig ist. Aber er hört bald auf und wir fahren nach Perros-Guirec, einer der etwas größeren Küstenorte. Ein Parkplatz ist schnell gefunden dank Nachsaison. Wir laufen in die höher gelegene City, aber da wir mal wieder sehr spät sind, ist hier absolut tote Hose, alle Geschäfte geschlossen und die Franzosen sind beim Mittagessen. Sehenswert ist die Pfarrkirche Eglise Saint-Jaques, deren Bau im 12.Jhdt. begonnen wurde.

Gruß an meinen Schwiegersohn

Gerade zurück beim Womo beginnt es wieder zu nieseln, deshalb fahren wir gleich zum nächsten SP in Trégastel. Der ist ziemlich leer und wir sind die einzigen Deutschen, das Meer ist gleich um die Ecke. Mittagspause. Später machen wir doch noch einen schönen Spaziergang. Es ist mal wieder Ebbe und das Meer ist weit weg. Die meisten Schiffe liegen im Trockenen.

Aber die bizarren Felsformationen aus rotem Granit sind wieder vom Feinsten!

Wir kommen noch an einer ehemaligen Mühle aus dem 14.Jhdt. vorbei, schon damals wurde die Kraft der gewaltigen Gezeiten genutzt.

14 OKTOBER 2022, 21:10

Wanderung zum Leuchtturm Mean Ruz in Ploumanac’h

Am Hafen entlang laufen wir nach Ploumanac’h.Viel ist hier nicht los, einige Restaurants sind geöffnet, aber es ist schon wieder fast 2 Uhr, da gibt’s nichts mehr. Und dann wird der Weg richtig schön, zahllose Felsformationen aus dem rosa Granit, teilweise an Fabelwesen erinnernd, teilweise wahllos durcheinander gewürfelt oder haarsträunbend absturzgefährdet. Der Fotoapparat glüht mal wieder.

Auch der Leuchtturm, natürlich geschlossen, ist aus dem rosa Granit.

In der daneben liegenden Villa wohnte einst der Erbauer des Eiffelturms. Wir machen eine kurze Pause und essen unsere mitgebrachten Nüsse, dann beenden wir die Runde und gehen zum Womo zurück.

Der ist wohl genau so hungrig wie wir

Und es beginnt mal wieder zu regnen, richtig Glück gehabt.

Der SP gefällt uns, wir bleiben. Gleich in der Nähe ist ein Supermarkt mit einer Brasserie, wo wir sehr gut gegessen haben.

Eingelegtes Rindfleisch mit Gemüse und Salat

Über den Strand laufen wir bei Ebbe bis zur Ile Renote, wieder so tolle Felsen…

und nach Tregastel. Aber auch hier.. nix Café, nix Bier, Nachsaison.

Trotz des schlechten Wetters gefällt es mir hier sehr gut. Und nicht nur mir, auch ein bekannter deutscher Schauspieler, Dieter Hallervorden, hat hier ein Refugium gefunden, das Chateau Costaérès auf einer Insel, könnte mir auch gefallen.

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