Côte du Léon und Côte des Abers

16.-23.Oktober 2022

Und immer weiter geht es nach Westen.

In Morlaix, ein kleines Städtchen etwas landeinwärts, machen wir einen Stopp. Der Womo-PP scheint in einer nicht so tollen Gegend zu sein, es hängen ziemlich viele Typen herum. Nicht so vertrauenswürdig. Da es schon wieder regnet und wir uns nicht lange in der Stadt aufhalten wollen, gehen wir nacheinander los. Interessant ist der riesige Eisenbahnviadukt aus dem 19. Jhdt., der mitten durch die Stadt verläuft, über 50 m hoch, zwei Bogenreihen übereinander.

Die Stadt liegt an einem Fluss, viele Segelboote liegen hier wohl im Winterquartier. Könnte bei schönem Wetter sehr nett sein.
Wir fahren bald weiter. An der Küste haben wir uns einen CampingCarPark ausgesucht, wegen Strom und Internet. Er liegt sehr schön, nur durch einen Dünengürtel vom Meer getrennt, aber total in der Pampa. Und es stürmt und regnet, so schlecht war das Wetter bisher noch gar nie. Dabei könnte man am herrlichen Strand wunderbar baden.

Doch am nächsten Morgen  sieht die Welt ganz anders aus, typisch Bretagne.. Zwar sind noch nicht alle Wolken weg, aber die Sonne wird es schaffen, immer mehr blauer Himmel setzt sich durch. Nach dem Frühstück schaue ich mal aufs Meer…

Ich kann es nicht lassen, ich hole meinen Badeanzug und stürze mich ins Meer. Die ersten 50 Züge sind heftig, Durchhalten ist die Devise. Dann habe ich mich gewöhnt und nach 100 Zügen will ich nicht mehr raus. Nach 200 Zügen siegt die Vernunft und ich beende mein Bad schweren Herzens, was für ein Erlebnis! Der Strand ist aber auch mal wieder vom Feinsten, weicher Sand und keine Steine.
Natürlich fahren wir nicht weiter! Gegen Mittag machen wir einen langen Spaziergang auf den GR34, der uns gerade allzeit begleitet. Wir laufen bis zu einem Zöllnerhäuschen aus dem 18.Jhdt., dann auf dem Strand, jetzt bei Ebbe, zurück.

Gegen Abend fahre ich noch mit dem Rad ins 5km entfernte Cléder zum Super U, wir brauchen dringend Brot.
Ich hätte nicht gedacht, dass es noch so mild im Oktober sein würde. Bis zum Sonnenuntergang sitzen wir draußen und auch später müssen wir nicht heizen, gut so!

Saint-Pol-de-Léon

Die Räder wollen mal wieder bewegt werden. Wir bemühen uns „früh“ los zu kommen, denn wir wollen heute wie die Franzosen um 12.30 Uhr irgendwo essen gehen. Komoot hat uns eine Route in die Stadt gezeigt, fast immer auf kleinsten Straßen/Feldwegen.. Wir finden ein uriges Restaurant in der Altstadt und probieren das Tagesmenü, nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes.

Saint-Pol-de-Léon

Anschließend schauen wir uns die riesige Kathedrale an, natürlich gotisch.

Schon erstaunlich, dass ein Ort mit knapp 10000 Einwohnern so eine riesige Kirche hat. Aber die Stadt war früher Bischofssitz, das erklärt es. Eine kleine Besonderheit: in einer Nische werden die Schädel von 35 Persönlichkeiten der Stadt aus verschiedenen Jahrhunderten in kleinen Kästchen mit Fenstern ausgestellt, makaber.

Eine weitere Kirche, Notre-Dame de Kreisker, fällt durch ihren außerordentlich hohen Kirchturm auf, dem höchsten in der Bretagne.Sogar Vauban, bekanntester Baumeister unter Ludwig XIV., beurteilte ihn als das „gewagteste Gebäude, das er je gesehen hat“. Im Sommer kann man ihn besteigen.
Wir treten die Rückfahrt an und finden dieses Mal eine viel schönere Strecke. Es ist sehr warm geworden inzwischen und so stürze ich mich bei der Rückkehr noch in die Fluten des Atlantiks. Noch ist Wasser da, zwei Stunden später ist Ebbe.

20 OKTOBER 2022

An der Küste weiter gen Westen

Wir tuckeln weiter auf sehr kleinen Straßen an der Küste entlang, nicht immer direkt am Wasser, aber häufig gibt es schöne Ausblicke. Und das Wetter bleibt super, keine Wolke und blitzeblauer Himmel, und immer noch recht warm. Nördlich von Plouguerneau machen wir eine längere Pause und umrunden eine kleine Halbinsel auf dem Wanderweg GR34 bis zur Kapelle Saint-Michel (natürlich geschlossen).

Da wir die Sonne noch eine wenig genießen wollen, fahren wir bald einen kleinen CP an in der Nähe des Leuchtturms auf der l’Ile de Vierge, immerhin des höchsten Leuchtturmes Europas! Im Sommer kann man auf die Insel fahren und die 400 Stufen hinauf steigen, jetzt leider nicht. Aber der kleine CP entschädigt, denn heute haben wir mal wieder direkten Meerblick aus dem Fenster. Und morgen soll es Sturm geben…

Wetterumschwung: Sturm und Regen

Unvorstellbar, dieser heftige Wetterwechsel. Bereits in der Nacht beginnt es zu stürmen. Das Womo wird ordentlich durchgeschaukelt, dazu prasselt der Regen aufs Dach, ruhig schlafen geht anders. Den heutigen Plan, die Küste weiter zu entdecken, können wir komplett aufgeben. Selbst den großen Leuchtturm kann man kaum sehen. Gegen Mittag fahren wir los, einziger Punkt heute: Einkaufen bei Lidl, das geht auch im Regen (besser als bei schönstem Wetter).  Bei dem Wetter muss man keine Sightseeingtour machen, deshalb sind wir direkt nach Portsall auf den  SP gefahren, immerhin direkt am Meer. Essen, schlafen, lesen. Erst gegen Abend bin ich über den Strand nach Portsall gelaufen.

Hier vor der Küste ereignete sich 1978 das größte Tankerunglück, bei dem große Teile der Küste schwer verunreinigt wurden. Der Anker des Öltankers liegt am Ende des Hafens. Hier gibt es auch eine ansprechende Dokumentation des Unglücks.

Es ist nicht das einzige Schiff, das hier im äußersten Nordwesten der Bretagne den vielen Felsen und Untiefen zum Opfer gefallen ist. Man spricht sogar von der „Küste der Schiffbrüchigen“. Die großen Schiffe müssen heute sehr weit draußen vorbei fahren.

22 OKTOBER 2022

Radtour nach St-Palu

Und wieder hat der Wettergott ein Einsehen, wir holen die Fahrräder heraus. Gegen Mittag ist die Regenfront durch und wir können  losfahren. Auf kleinen Straßen fahren wir nach Osten, immer fast direkt am Wasser. Eine wunderbare Gegend, und touristisch wenig erschlossen Die Strände sind toll, aber noch beeindruckender ist die Dünenlandschaft. Sie ist hier wenig zugebaut und ökologisch noch ziemlich intakt. Mehrmals fahren wir kurze Stichwege ans Meer, wandern wäre hier auch toll (aber mein Knie), der GR34 ist wieder allgegenwärtig.

Nach etwa 10km kommen wir nach St-Palu, ein kleiner Küstenort am L’Aber-Benoit. Diese „Abers“, die auch der Küste hier ihren Namen gegeben haben, sind fjordartige Meereseinschnitte, die sich als geschützte Naturhäfen seit Jahrhunderten für die Seefahrer bewähren. Heute liegen hier überwiegend Freizeitboote zum Angeln, aber es gibt auch eine Kaimauer für größere Fischerboote.

Der Meeresarm zieht sich etwa 8km ins Land hinein, umgeben von hügeligen Wiesen und Feldern.
Viel Tourismus ist hier nicht, aber wir finden immerhin eine kleine Bar, die sogar geöffnet hat, leThalasso. Wenigsten ein Café au lait.

Der Rückweg geht flott, und kaum sind wir im Womo regnet es auch schon wieder. Abends gehen wir noch nach Portsall zum Essen. Der Reiseführer lobt das Café-Glenn, wir können das nicht bestätigen. Unsere Fish and Chips waren eher…naja. Und der Rückweg muss im Dunkeln stattfinden, denn um Punkt 8 Uhr wurden sämtliche Straßenlaternen ausgeschaltet, gewöhnungsbedürftig.

Und wieder einmal ist der Wäschesack voll. Diesmal fahren wir auf einen noch geöffneten ACSI-Platz in der Nähe von Saint-Renan. Dabei haben wir das Vergnügen direkt neben einem Freizeitpark zu stehen, zum Glück ist Nachsaison. Wir haben viel zu tun: 2 Maschinen Wäsche und Trocknen, Duschen, Kochen, Betten neu beziehen etc. Und immer wieder regnet es heftigst, dazu stürmt es auch noch. Ich glaube, unsere Tage in der Bretagne sind gezählt. Aber vorher wollen wir auf jeden Fall noch zum westlichsten Punkt, aber davon später.

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